020 - Das Dampfhaus (Der Stahelefant) 2 by Jules Verne

020 - Das Dampfhaus (Der Stahelefant) 2 by Jules Verne

Autor:Jules Verne [Verne, Jules]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-17T04:00:00+00:00


Gwalior.

»Ich begreife nicht, wie jene Erscheinung zu Stande kommen kann«, sagte Banks, »da nur ein leichter Wind weht.«

»Kâlagani wird das zu erklären wissen«, erwiderte Oberst Munro.

Man rief den Hindu, der nach der Veranda kam und einen Blick nach jener Stelle hinwarf.

»Das ist eine lange Karawane«, sagte er ohne Zögern, »die nach Norden hinauf zieht, wie ich Ihnen, Herr Banks, das schon vorher gesagt habe; wahrscheinlich ist es eine Karawane von Banjaris.«

»Nun, Kâlagani«, bemerkte Banks, »da werden Sie ohne Zweifel einige Ihrer früheren Gefährten treffen?«

»Das wäre wohl möglich«, antwortete der Hindu, »da ich ziemlich lange unter jenen nomadisierenden Völkern verweilte.«

»Beabsichtigen Sie vielleicht, uns in diesem Falle zu verlassen und sich jenen wieder anzuschließen?« fragte Kapitän Hod.

»Nein, sicherlich nicht!« erwiderte Kâlagani.

Der Hindu hatte sich nicht getäuscht; eine halbe Stunde später mußte der Stahlriese trotz seiner Kraft alles Vorwärtsdringen gegen eine wahrhafte Mauer von Wiederkäuern aufgeben.

Wir sollten diese Verzögerung übrigens nicht zu bedauern haben. Das Schauspiel, welches sich unseren Blicken darbot, war unstreitig der Beobachtung wert.

Eine mindestens vier- bis fünftausend Ochsen zählende Herde bedeckte nach Süden zu die Straße auf eine Strecke von mehreren Kilometern. Wie Kâlagani vorausgesagt, bildete dieselbe eine Karawane von Banjaris.

»Die Banjaris«, erklärte uns Banks, »sind die wirklichen Zigeuner Hindostans. Mehr ein Volk als nur ein Stamm, ohne feste Wohnsitze, leben dieselben im Sommer unter Zelten, im Winter in Hütten. Sie sind die Lastträger der Halbinsel, und ich habe sie sogar während der Erhebung von 1857 in Tätigkeit gesehen. In Folge einer Art stillschweigender Übereinkunft zwischen den kriegführenden Teilen, ließ man ihre Züge unbehelligt durch die aufrührerischen Provinzen passieren. Sie waren die eigentlichen Lieferanten und beschafften die Nahrungsmittel ebenso für die königliche Armee wie für die Natifs. Wenn man einen Teil Indiens als die Heimat dieser Nomaden bezeichnen sollte, so wäre vielleicht Rapoutana, und speziell das Königreich Milwar zu nennen. Da sie aber bei uns vorbeidefilieren, so mache ich Sie, lieber Maucler, darauf aufmerksam, sich diese Banjaris genau anzusehen.«

Unser Zug stand jetzt längs der Seite der Landstraße. Es wäre auch unmöglich gewesen, einer solchen Lawine von gehörnten Tieren, vor der alle Raubtiere eiligst zu entfliehen pflegen, Widerstand zu leisten.

Wie mir Banks empfohlen, beobachtete ich aufmerksam den ganzen Zug; ich muß jedoch gestehen, daß das Steam-House unter den gegebenen Verhältnissen nicht seine gewohnte Wirkung hervorbrachte. Der Stahlriese, der sonst stets allgemeine Bewunderung erregte, zog kaum die Blicke dieser Banjaris auf sich, welche gewohnt zu sein schienen, über nichts zu erstaunen.

Die Männer wie die Frauen dieser Zigeuner-Rasse zeichneten sich gleichmäßig aus – die Männer waren groß, stark, hatten ausdrucksvolle Gesichtszüge, eine Adlernase, welliges Haar, die Hautfarbe ähnelte einer Bronze mit Überschuß von Kupfergehalt; sie trugen einen langen Überrock nebst Turban, als Waffen eine Lanze, einen runden Schild und einen langen Säbel an schräg über die Brust hängendem Lederzeug; – die Frauen waren ebenfalls hochgewachsen und gut proportioniert, wie die Männer stolz auf ihren Stamm, hatten den Oberkörper in einer Art Schnürleib eingezwängt, während der übrige Körper unter den Falten eines langen Rockes verschwand und die ganze Gestalt vom Kopfe bis zu den



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